Was ist Holacracy? Das agile Konzept im Überblick!

25. März 2024
6 Lesezeit (Minuten)
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Zusammenfassung

Mit Holacracy ist ein neues System zur Unternehmensorganisation gemeint. Statt klassischen Positionen werden Rollen eingesetzt, statt Unternehmensbereichen werden Kreise definiert. Damit schaffen Unternehmen mehr Agilität und Selbstbestimmtheit für die verschiedenen Teams. Dies fördert eine schnellere Entscheidungsfindung und dadurch einen Wettbewerbsvorteil.

In der heutigen Zeit wird das Modell der traditionellen Management-Hierarchie immer weiter abgelöst. Gerade durch Konzepte wie New Work entstehen neue Arbeitsmodelle und Unternehmensorganisationen. Dazu gehören beispielsweise flache Hierarchien, Remote Work oder auch Holacracy.

Holacracy, auf Deutsch Holokratie bzw. Holakratie, ist ein Konzept zur Gestaltung der Unternehmensorganisation. Hierbei wird auf klassische Hierarchien und Machtverhältnisse verzichtet, stattdessen wird auf ein Regelset vertraut, welches Rollen statt Positionen zuteilt und Kreise statt starre Hierarchien einsetzt.

Lesen Sie weiter und erfahren Sie mehr über die Definition von Holacracy. Hier lernen Sie mehr über die Spielregeln der Holakratie, die Vorteile dieses Konzepts und für welche Unternehmen das Holacracy Organigramm sinnvoll ist.

Was ist Holacracy?

Beginnen wir mit der Definition von Holacracy. Das Wort setzt sich aus zwei verschiedenen altgriechischen Wörtern zusammen. Holos steht dabei für vollständig oder ganz und kratia für Herrschaft. In der heutigen Sprache würden wir diesen Begriff wohl als ganzheitliche bzw. holistische Führung übersetzen.

Dabei steht das Konzept für eine neue Art der Unternehmensorganisation und -führung. In diesem Konzept gibt es keine klassischen Hierarchien, wie man diese normalerweise kennt. Klassische Positionen und Management-Ebenen werden ebenfalls nicht in Holokratie Unternehmen angewendet.

Der Ursprung von Holacracy

Der Gründer des neuartigen Konzepts ist der amerikanische Unternehmer Brian Robertson. Dieser entwickelte damals das Konzept in seiner eigenen Firma und setzte es erfolgreich um.

Da das Unternehmen mit diesem Modell sehr erfolgreich war und somit auch das Interesse an Holacracy stieg, gründete Robertson schließlich seine eigene Beratungsfirma im Jahr 2007. Diese nannte er HolacracyOne und hier definierte er auch die Holacracy-Verfassung.

Holokratie Unternehmen stützen sich in den meisten Fällen auf genau diese Verfassung, die als Regelset dient. Dieses Dokument definiert die grundlegenden Elemente vom holakratischen Organisationsmodell, sowie die wichtigsten Regeln und Prozesse. Mehr dazu aber noch später.

Das Dokument gilt als Leitfaden, dass vor allem für größere Unternehmen nützlich ist, die den Umstieg von der traditioneller Hierarchie zur Holakratie wagen möchten. Hierzu muss zuerst die Einführung der Holakratie von einer befugten Weisungsinstanz genehmigt werden. Danach beginnt der Prozess der Veränderung, wobei hier ein starker Machtwechsel stattfindet. Unternehmen müssen hierbei Kenntnisse im Change Management besitzen, um das Personal und die Führungskräfte auf diesen Wechsel vorbereiten zu können.

Warum Holacracy?

Holacracy als neuartiges Konzept verfolgt das Ziel, den Unternehmen mehr Agilität zu verschaffen. Gerade durch die heutige volatile Welt, die von Digitalisierung und Globalisierung geprägt ist, sehen sich Unternehmen einem rapiden Wandel gegenübergestellt. Hier gilt es, Agilität zu besitzen und auf Veränderungen schnell reagieren zu können.

Gerade aber in steilen Hierarchien kann sich dies als schwierig erweisen. Wenn zuerst viele Management-Ebenen um Erlaubnis gefragt werden müssen für eine Veränderung, vergeht viel Zeit. Eine mögliche Veränderung wäre hier die Implementierung von flachen Hierarchien. Dies verkürzt Entscheidungswege und erlaubt den einzelnen Teams und Mitarbeitern, selbstbestimmter zu arbeiten.

Holacracy geht jedoch noch einen Schritt weiter und schafft Hierarchien und das klassische Management-System grundsätzlich ab. Das neue holakratische Regelwerk sorgt dafür, dass Agilität, Effizienz und auch Transparenz großgeschrieben wird. Gerade Unternehmen, die sich in schnell verändernden Branchen wiederfinden, wie im Technologie- oder Software-Bereich, profitieren von einem Holacracy Organigramm. 

Dies fordert jedoch auch, dass die Führungskräfte von dieser Organisationsstruktur überzeugt sind und den Mitarbeitern erlauben, in ihrem Bereich frei zu agieren. Wiederum fordert dies auch von den Mitarbeitern selbstbestimmt und zielgerichtet zu arbeiten, auch ohne Kontrolle.

Die Spielregeln von Holacracy

Das Grundkonzept von Holacracy schafft klassische Positionen und Stellenbeschreibungen ab. Stattdessen werden dynamische Rollen eingesetzt. Aber auch klassische Unternehmensbereiche werden durch sogenannte Kreise abgelöst. Mehr dazu erfahren Sie in den folgenden Absätzen:

Rollen

Traditionelle Unternehmen setzen auf Stellenbeschreibungen und Positionen im Unternehmen. Hierbei besetzt man als Mitarbeiter über einen längeren Zeitraum die gleiche Position, oft auch mit den gleichen Aufgaben.

Im Holacracy Modell gibt es stattdessen dynamische Rollen. Diese sind meist definiert durch das Ziel, die Verantwortlichkeiten und die Domänen. Domänen sind hier die Verantwortungsbereiche, über die der Domäneninhaber die Kontrolle hat. Eine Domäne kann beispielsweise ein Projekt, ein Dokument oder eine Webseite sein, über die der Domäneninhaber die Verantwortung trägt. Veränderungen dürfen demnach nur wahrgenommen werden, wenn dies in Absprache mit dem Domäneninhaber erfolgt.

Wichtig bei den Rollen ist, dass diese nicht immer von derselben Person besetzt sein müssen. Hier differenziert die Holacracy Verfassung stark zwischen Rolle und Mensch. Ein Mensch kann eine Rolle für eine Zeit lang besetzen, ist jedoch auch in der Lage, diese Rolle wieder abzulegen und eine neue Rolle zu übernehmen. 

Als Mitarbeiter kann man auch gleichzeitig mehrere Rollen übernehmen und diese ständig wechseln. Man sieht, dass hier die Rolle Teil der Unternehmensstruktur ist, nicht jedoch der Mensch. Diese schlüpfen in die Rollen und erwecken sie damit zum Leben. Dies erlaubt es den Mitarbeitern, freier und agiler arbeiten zu können. Das völlig neues Konzept für die Arbeitswelt bietet somit auch neue Chancen, sich in der Karriere weiterzuentwickeln.

Kreise

Auch die Kreise sind ein wichtiger Bestandteil in Holakratie Unternehmen. So werden einzelne Rollen zu Kreisen zusammengefügt. Dies sind in den meisten Fällen Teams, die sich um ein Ziel selbstbestimmt kümmern. Dies kann beispielsweise ein spezifischer Kunde sein oder die Entwicklung von einem Produkt.

Das Team im Kreis hat hierbei die Bestimmung und die Autorität. Auch hier kann eine Rolle in mehreren Kreisen positioniert werden, womit ein Mitarbeiter in mehreren Kreisen mitarbeitet. Es können einem Kreis je nach Bedarf beliebig viele Rollen hinzugefügt werden, jedoch gibt es in jedem Kreis 4 feste Rollen. Diese sind:

  • Lead Link: Der Lead Link ist für das Vergeben von Rollen verantwortlich. Dabei steht es jeder Person selbst frei, diese Rolle anzunehmen oder nicht. Auch die Art, wie die Rolle ausgeführt wird, bleibt dem Mitarbeiter selbst überlassen.

  • Rep Link: Der Rep Link vertritt den Kreisen nach außen. Wenn also Besprechungen mit den übergeordneten Kreisen oder externen Stakeholdern stattfinden, ist der Rep Link hierfür verantwortlich.

  • Facilitator: Der Facilitator gilt als neutraler Standpunkt in Besprechungen. Er beobachtet Diskussionen und Konflikte aus einem objektivem Standpunkt und bewertet diese in Übereinstimmung mit den Spielregeln vom Holokratie Modell.

  • Sekretär: Dieser ist verantwortlich für die Planung von Besprechungen und die Dokumentation von Ergebnissen innerhalb dieser Besprechungen.

Diese 4 festen Rollen werden durch Abstimmungen festgelegt. Während im normalen Holacracy Organigramm eine Person mehrere Rollen besetzen kann, kann jeweils nur eine Person eine dieser vier Rollen in einem Kreis besetzen.

Die Vorteile von Holacracy

Das Modell der Holacracy ist sehr fokussiert auf das Erreichen von Zielen und unterteilt das Unternehmen nicht in Bereiche wie Marketing, Finanzen, etc. sondern in verschiedene Projekte und Teams. Durch das Set an Regeln und die neue Struktur im Unternehmen ergeben sich einige Vorteile, sowohl für Mitarbeiter als auch für die Führungsinstanzen.

Mehr Transparenz

Indem den Personen mit der Vergabe von Rollen Verantwortung und Selbstbestimmtheit in deren Bereich übertragen wird, sind diesen auch alle notwendigen Informationen frei zugänglich. Somit ist eine hohe Transparenz für alle Mitarbeiter geschaffen. Dies ist auch wichtig, denn nur wenn alle Informationen vollständig vorliegen, können die Personen innerhalb der Rollen die richtigen Entscheidungen treffen.

Auch im Sinne der Organisation ist es wichtig, transparent zu agieren. So ist es, dass innerhalb eines Kreises der Sekretär dokumentiert, wer welche Aufgaben und Zuständigkeiten bekommt. So wissen Sie auch, bei wem man Informationen einholen kann.

Effizientere Besprechungen

Das Regelset der Holokratie hilft darüber hinaus, effiziente Besprechungen zu gestalten. Hierbei gibt es eine deutliche Struktur, wie Besprechungen ablaufen sollen. Grundsätzlich unterscheidet man in der Holacracy zwischen zwei verschiedenen Arten an Besprechungen:

  • Rollenbesprechung: Eine Rollenbesprechung dient zur Aktualisierung der Struktur des Kreises. Hier können Teamrollen geändert, hinzugefügt oder entfernt werden. Bei einigen Projekten kommt es vor, dass manche Rollen nicht mehr notwendig sind bzw. neue Rollen durch neue Aufgabenbereiche notwendig sind. Diese Besprechungen finden in größeren Abständen statt, beispielsweise einmal im Monat. 

  • Arbeitsbesprechung: Die Arbeitsbesprechung bildet den wichtigeren Teil der Besprechungen. Hier wird über das Tagesgeschäft und aktuelle Probleme gesprochen und gemeinsam an der Beseitigung von Hindernissen gearbeitet. Dazu findet ein intensiver Informationsaustausch statt. Wichtig ist hierbei, dass im Vorhinein die Anzahl der Tagesordnungspunkte und die Dauer vorliegt, da so jedem einzelnen Punkt eine feste Zeit zugewiesen wird. Diese finden häufiger statt wie Rollenbesprechungen, etwa einmal pro Woche.

Schnellere Entscheidungsfindung

Ganz im Sinne der agilen Methode kommt es in Holokratie Unternehmen schneller zu Entscheidungen. Grund dafür sind fehlende Vorgesetzte, die erst um Erlaubnis gebeten werden müssen. Wenn die Teams innnerhalb der Kreisstruktur frei Entscheidungen treffen können, erlaubt es diesen natürlich, agiler auf Probleme zu reagieren.

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Wenn es allerdings um Entscheidungen geht, die über der eigenen Rolle liegen, können diese innerhalb der Rollenbesprechung getroffen werden. Passt beispielsweise der Bereich zur eigenen Rolle passt, kann dieser über einen Beschluss zur eigenen Rolle hinzugefügt werden. Hier gilt in Holokratie-Unternehmen das Konsent-Prinzip. Hier wird Problemen nachgegangen, wenn innerhalb einer Besprechung ein Mitglied schwerwiegende Einwände hat.

Kritik am Holokratie-Modell

Allerdings ist nicht jeder Aspekt am Holokratie-Modell perfekt. Auch hier gibt es einige Nachteile und Kritipunkte, auf die oft verwiesen wird. Während diese Kritikpunkte gerechtfertigt sind, schwächen diese nicht unbedingt das System der Holokratie. Vielmehr sollten sich Unternehmen, die eine solche Struktur einbinden möchten, diesen Punkten bewusst sein, um die Implementierung und Durchführung erfolgreich gestalten zu können:

  • Viele Regeln: Holacracy basiert auf vielen verschiedenen Regeln. So müssen Unternehmen die  Verfassung strikt einhalten, damit das Konzept erfolgreich umgesetzt werden kann. Oftmals ist hierfür auch eine Beratung notwendig.

  • 100% Zustimmung notwendig: Zur Einführung von Holacracy, müssen alle dafür zuständigen Personen zustimmen. Dies ist oft in Unternehmen mit vielen Geschäftsführern schwer möglich.

Holokratie vs. Soziokratie

Im Zusammenhang mit Holacracy wird auch oft kritisiert, dass dies nur ein modernisiertes Modell der Soziokratie ist. Und während der Gründer der Holokratie sich tatsächlich auf einige Grundsätze der Soziokratie stützt, gibt es dennoch einige wesentliche Unterschiede.

Der wohl wichtigste Unterschied ist die geregelte Holacracy Verfassung. Hierbei gibt es ein festes Set an Regeln für die Unternehmensstruktur. Dies schafft Klarheit für Unternehmen, die eine solche Struktur einbinden möchten. 

In der Soziokratie hingegen gibt es kein festes Set an Regeln. Dies wird von einigen Menschen als positiv, denn man hat viel Freiheit in der Gestaltung der eigenen Regeln. Wiederum kann dies jedoch auch schnell im Chaos enden, womit auch oft die Holakratie bevorzugt wird.

Mehr Übersicht in Holacracy Unternehmen schaffen

In der Holakratie arbeiten die Kreise eigenständig und selbstbestimmt. Je mehr Kreise ein Unternehmen hat, desto unübersichtlicher kann die Unternehmensstruktur werden. Nützlich sind hier digitale Work-Management Tools wie Asana. Hierbei lässt sich Projektmanagement digital und transparent abbilden, ganz im Sinne der Holokratie.

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