Was ist Planning Poker? Erklärung und Vorteile!

Philipp Steubel – PortraitPhilipp Steubel
16. Mai 2024
4 Lesezeit (Minuten)
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Planning Poker: Die All-in-Methode zur Agile-Aufwandsschätzung – Artikel-Bannerbild
Vorlagen

Zusammenfassung

Planning Poker wird angewendet, um den Aufwand von Aufgaben einzuschätzen. Dabei können die Teilnehmer mithilfe einer Spielkarte eine Schätzung abgeben, welche im Anschluss detailliert besprochen wird. Alles Wichtige über den Ablauf von Planning Poker und dessen Vorteile erfahren Sie hier.

Im agilen Projektmanagement gibt es viele Faktoren, die für ein erfolgreiches Projekt entscheidend sind. Dazu gehört unter anderem ein gewisses Maß an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Ein weiterer, sehr wichtiger Bestandteil, ist die präzise und realistische Schätzung für den Zeitaufwand von Aufgaben.

Eine kreative Methode, mit der Sie und Ihr Team spielerisch den Aufwand von Aufgaben einschätzen können, ist Planning Poker. Diese Technik kombiniert spielerische Elemente mit einer strukturierten Diskussion. Dadurch wird nicht nur eine offene Kommunikation gefördert, es schärft auch das Verständnis für die Anforderungen von Aufgaben.

In diesem Artikel erfahren Sie alles Wissenswerte zum Thema Planning Poker. Wir zeigen Ihnen, wie Sie diese Methode in Ihrem Projekt umsetzen können und welche Vorteile sich dadurch ergeben.

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Was ist Planning Poker?

Planning Poker ist eine Technik im agilen Projektmanagement. Diese wird von Teams genutzt, um gemeinsam spielerisch den Aufwand von Aufgaben einzuschätzen. Dazu erhält jeder Spieler ein Set mit nummerierten Karten. Zu jeder Aufgaben können die Teilnehmer dann eine Karte mit einer Zahl auswählen. Die Zahl repräsentiert den jeweils geschätzten Aufwand.

Daraufhin werden die Zahlen miteinander verglichen und es wird über die individuell geschätzten Aufwände diskutiert. Schlussendlich einigen sich die Beteiligten auf eine gemeinsame Einschätzung.

Planning Poker ist vielen auch unter dem Begriff Scrum Poker bekannt. Denn diese Technik findet ebenfalls Anwendung im Sprint Planning in der Scrum-Methode. Dabei wird der Backlog zur Aufwandsschätzung herangezogen. Auch in anderen Projektmanagement-Methoden wird das Prinzip angewendet, wie zum Beispiel im Extreme Programming.

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Wer hat Planning Poker erfunden?

Die Methode “Planning Poker” wird häufig als Alternative zum “Team Estimation Game” oder “Magic Estimation” verwendet. Sie wurde im Jahr 2002 von James Grenning, einem der Autoren des “Agile Manifesto”, erfunden.

Bekannt wurde die agile Methode aber erst drei Jahre später, als sie im Buch “Agile Estimating and Planning" von Mike Cohn im Jahr 2005 erwähnt wurde. Seither erfreut sich diese Methode großer Beliebtheit. Denn sie verbindet eine klare Kommunikation mit einer spielerischen Zusammenarbeit.

Wie sieht ein Kartenset im Planning Poker aus?

Bevor wir näher über den Ablauf von Planning Poker sprechen, möchten wir Ihnen das Kartenset näher erklären. Denn Teams, die diese Methode anwenden möchten, sollten ein gutes Grundverständnis über die Karten und deren Bedeutung haben.

Das Planning Poker Kartenset besteht in der Regeln aus 52 Karten. Dabei erhält jeder Teilnehmer genau 13 Karten. Somit reicht ein Kartenset genau für vier Teilnehmer aus. Wenn Sie Planning Poker mit einem größeren Team durchführen möchten, benötigen Sie dementsprechend mehr Kartensets.

Die ersten 11 Karten 

Die ersten Karten zeigen einen Zahlenwert. Diese haben jedoch keine normale Reihenfolge, wie etwa 1,2,3 und 4. Stattdessen wird im Planning Poker die sogenannte Fibonacci-Folge verwendet. Diese hat folgende Werte:

0, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 20, 34, 55, 89, 144

Alternativ gibt es auch noch die angepasste Fibonacci-Folge, welche als Cohn-Skala bekannt ist. Dabei werden die Werte 0, 0.5, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 20, 40, 100 verwendet. Manche Kartensets verwenden auch T-Shirt-Größen (XS, S, M, L, XL, XXL).

Diese Zahlen stehen dabei für sogenannte Story Points. Wenn also ein Teilnehmer eine 2 auswählt, bedeutet dies, dass die Aufgabe mit 2 Story Points eingeschätzt wird.

Warum die Fibonacci-Folge in der Regel verwendet wird, hat eine ganz einfache Erklärung.

  • Je größer Zahlen werden, desto unwichtiger wird eine genaue Einschätzung. Ob eine Aufgabe jetzt mit 70 oder 73 bewertet wird, spielt in der Regel keine Rolle. Zudem ist hier eine genaue Unterscheidung sehr schwierig.

  • Hingegen ist bei kleinen Zahlen eine genaue Unterscheidung wesentlich einfacher. Eine Aufgabe, die mit 3 bewertet wurde, ist demnach dreimal so aufwendig wie eine Aufgabe, die mit 1 bewertet wurde.

Somit eignet sich die Fibonacci-Folge ideal für das Planning Poker. Die Zahlen haben dabei in der Regel folgende Bewertung:

  • 0: Diese Zahl gibt an, dass die Aufgabe bereits erledigt wurde.

  • 1-5: Diese Zahlen geben an, dass es sich um kleine Aufgaben handelt.

  • 8-13: Dabei handelt es sich um mittlere Aufgaben, die jedoch immer noch in einem Sprint durchgeführt werden können.

  • 21-89: Dabei handelt es sich um große Aufgaben, die auf mehrere Sprints aufgeteilt werden müssen.

  • 144: Bei dieser Zahl handelt es sich um eine umfangreiche Aufgabe wie etwa ein Epic. Der genaue Aufwand lässt sich ohne weitere Informationen noch nicht exakt einschätzen.

Die 2 Zusatzkarten

Neben den Zahlenkarten gibt es noch zwei Sonderkarten, die ebenfalls wichtig für das Spiel sind.

  • Kaffee: Die Karte mit der Kaffeetasse gibt an, dass der Teilnehmer eine Pause vorschlägt. Planning Poker Meetings können oft länger dauern, als ursprünglich geplant. Es ist daher wichtig, dass die Beteiligten eine Pause vorschlagen können.

  • Fragezeichen: Die Karte mit dem Fragezeichen wird dann verwendet, wenn Unsicherheit herrscht. Diese Teilnehmer können oder wollen ohne weitere Informationen keine Schätzung abgeben. In diesem Fall ist es wichtig, noch einmal die Details der Aufgabe abzuklären, bevor eine weitere Schätzrunde erfolgt.

Die Kartensets können Sie entweder selbst ausdrucken oder online kaufen. Zudem gibt es mittlerweile auch eine Vielzahl an Webseiten, bei denen Sie Planning Poker online durchführen können. 

Wie funktioniert Planning Poker?

Kommen wir nun zum Ablauf des Planning Poker. Dafür benötigt es neben den Teilnehmern und den Kartensets auch einen Moderator. Im Scrum übernimmt dies in der Regel der Scrum Master. Jedoch kann auch der Projektleiter oder der Product Owner diese Aufgabe übernehmen.

Allgemein funktioniert Planning Poker folgendermaßen:

  • Der Moderator nennt die Aufgabe und erklärt diese, wenn dies von den Teilnehmern gefordert wird.

  • Anschließend schätzt jeder Teilnehmer individuell den Aufwand der Aufgabe und wählt eine dazu passende Karte. Die Planning Poker Karten werden vorerst noch verdeckt auf dem Tisch platziert.

  • Sobald alle Teilnehmer eine Schätzung abgegeben haben, werden die Karten gemeinsam umgedreht. 

  • Nun sind alle Karten sichtbar auf dem Tisch. Die Teilnehmer mit der höchsten und niedrigsten Schätzung können nun über Ihre Wahl diskutieren.

Diese Teilnehmer besprechen den Arbeitsaufwand näher und können sich idealerweise auf einen gemeinsamen Wert einigen. Gibt es keine Einigung, wird eine neue Schätzrunde mit allen Teilnehmern durchgeführt.

Wenn es auch nach mehreren Runden keine klare Einigung gibt, kann der Moderator die Schätzung der Aufgabe verschieben und zur nächsten Aufgabe übergehen. Dadurch wird sichergestellt, dass das Planning Poker Meeting nicht zu lange dauert und auch Fortschritte verzeichnet werden.

Welche Vor- und Nachteile hat Planning Poker?

Mit Planning Poker können agile Teams spielerisch Schätzwerte abgeben und offen miteinander diskutieren. Es gibt aber auch einige Nachteile, denen Sie sich bewusst sein sollten. Im folgenden Absatz werden wir Ihnen diese Vor- und Nachteile näher erklären.

Vorteile

  • Bessere Kommunikation: Durch die Diskussion können die Teammitglieder ihre unterschiedlichen Perspektiven miteinander teilen. Dies fördert nicht nur ein gemeinsames Verständnis, sondern verbessert auch die spätere Zusammenarbeit.

  • Kein Gruppenzwang: Im Gegensatz zu vielen anderen Methoden, wie Brainstorming, herrscht im Planning Poker kein Gruppenzwang. Jeder Teilnehmer gibt seine Schätzung individuell ab.

  • Mehr Transparenz: Die Diskussionen führen dazu, dass verschiedene Aspekte einer Aufgabe und deren Aufwand betrachtet werden. Dies kann die spätere Problemlösung und Planung deutlich verbessern.

Nachteile

  • Hoher Zeitaufwand: Insbesondere bei großen Aufgaben kann Planning Poker zeitintensiv sein. Die Diskussionen können sich stark in die Länge ziehen, vor allem dann, wenn ein Moderator fehlt.

  • Subjektive Einschätzung: Trotz der gemeinsamen Diskussionen bleiben die Schätzungen subjektiv. Denn diese basieren auf den individuellen Erfahrungen der Teilnehmer.

  • Schwierig für Anfänger: Unerfahrene Teams könnten Schwierigkeiten damit haben, Planning Poker effektiv umzusetzen. Dies kann den Erfolg dieser Methode wesentlich beeinflussen.

Unser Fazit

Damit Sie Planning Poker effizient einsetzen können, müssen Sie den Ablauf richtig organisieren und die Teilnehmer vorab schulen. Somit stellen Sie sicher, dass das Meeting strukturiert ist und die Ergebnisse bringt, die Sie sich erhoffen.

Planning Poker bietet eine kreative Möglichkeit, den Aufwand von Aufgaben einzuschätzen und ein einheitliches Verständnis zu entwickeln. Darüber hinaus fördert die Methode eine Diskussion im Team und kann so langfristig gesehen die Zusammenarbeit verbessern.

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